Stéphane Duroy wurde am 17. Januar 1948 in Bizerte geboren und ist ein französischer Fotograf, der für seine tiefgründige Auseinandersetzung mit der Geschichte Europas im 20. Jahrhundert bekannt ist. Zunächst arbeitete er als Pressefotograf, wandte sich jedoch bald von der Reportage ab, um die komplexen Beziehungen zwischen Europa und seiner eigenen Geschichte, geprägt von zwei verheerenden Kriegen, zu hinterfragen. Seine Herangehensweise ist sowohl dokumentarisch als auch konzeptionell, geprägt von einer Schlichtheit, die das Spektakuläre ebenso wie das Anekdotische vermeidet.
Von 1977 bis 2002 führte Duroy eine umfassende fotografische Erhebung der britischen Gesellschaft durch, deren ausgeprägte soziale Unterschiede die Komplexität menschlicher Gemeinschaften illustrieren. 1979 entdeckte er West-Berlin, das für ihn zum Symbol für die Ursprünge der europäischen Tragödie wurde. Ab 1984 untersuchte er die Vereinigten Staaten, die er als einstige Hoffnung und Traumdeutung beschreibt, in der niemand mehr glaubt. Diese obsessive Reise thematisiert das Überleben in Gruppen, Machtkämpfe, Misserfolge und eine Mischung aus aufrichtiger Hoffnung und Doppelmoral.
Sein Werk hat zu einem bedeutenden Korpus von Monografien geführt. 2017 erschien „Unknown #2 – The endless Reworking of a book“, eine formale Weiterentwicklung von Duroys Ansatz, der Collagen, Zeitungsartikel und anonyme Fotografien kombiniert. Diese Arbeiten ermöglichen es ihm, über die Grenzen der Fotografie hinauszugehen und neue Ausdrucksformen zu erkunden.
Duroys Arbeiten sind Teil prestigeträchtiger Sammlungen, darunter die Bibliothèque Nationale de France und die Maison Européenne de la Photographie. Er wurde regelmäßig ausgestellt, darunter in der Retrospektive „Collapse“ im Jahr 2002 und „Again and Again“ im Jahr 2017.
Stéphane Duroy hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, die seine fotografischen Erkundungen dokumentieren. Seine Aufnahmen sind eine tiefgreifende Reflexion über individuelle und kollektive Schicksale, welche durch die Geschichte geprägt sind.
Die lyrisch wirkenden Farbfotografien Stéphane Duroys entstanden in West-Berlin in den letzten beiden Jahrzehnten der Teilung, oft in der Nähe der Mauer. Die Farbe wird hier zu einem prägnanten stilistischen Mittel. Alles scheint wie versunken, ein Atlantis, in Zeiten eines stillen Krieges. Die Menschen erscheinen oft als ihre eigenen Schatten.
WEST- & OST-BERLIN – STÉPHANE DUROY
Die lyrisch wirkenden Farbfotografien Stéphane Duroys entstanden in West-Berlin in den letzten beiden Jahrzehnten der Teilung, oft in der Nähe der Mauer. Die Farbe wird hier zu einem prägnanten stilistischen Mittel. Alles scheint wie versunken, ein Atlantis, in Zeiten eines stillen Krieges. Die Menschen erscheinen oft als ihre eigenen Schatten. In den Stunden des Mauerfalls gelingen dem französischen Fotojournalisten intensive Aufnahmen, die den Beginn einer beispiellosen historischen Umwälzung und Neuordnung Europas zeigen. In diesem Jahr begehen wir den 35. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands. Und immer noch sind die Bilder vom Fall der Mauer ein Zeichen für die Überwindung von Diktaturen und den Aufbruch in die Freiheit einer demokratischen Grundordnung für alle Menschen.
Duroy hat auch in New York, England, Frankreich und in verschiedenen osteuropäischen Ländern eindringliche Serien über das soziale Zusammenleben der Menschen angefertigt. Dafür wurde er zweimal mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet.